Yoga und Krankheit

Wenn das Energieniveau am Boden liegt

Kennst du das Gefühl, wenn du morgens aufwachst und sich dein Körper schwer anfühlt, deine Energie irgendwo zwischen Bettdecke und Boden verschwunden ist und du eigentlich nur eines willst: weiterschlafen? Gerade jetzt, wo in Hamburg gefühlt alle krank sind, scheint das allgemeine Energieniveau im freien Fall zu sein. Schnupfende Nasen in der U-Bahn, hustende Kolleg*innen im Büro und die ständige Frage: „Wie geht es dir?“ – gefolgt von einem wenig überzeugenden „Ganz gut, danke“. Dabei ist uns allen längst klar: Die Krankheitswelle hat uns fest im Griff.

„„Frieden beginnt damit, dass jeder von uns sich jeden Tag um seinen Körper und seinen Geist kümmert.““

Thich Nhat Hanh

Warum sind wir so oft krank?

Die kalte Jahreszeit fordert unser Immunsystem heraus. Wenig Licht, kalte Temperaturen, Stress und ein Lebensstil, der oft mehr verlangt, als wir geben können.

Die Yoga-Philosophie beschreibt diesen Zustand als ein Ungleichgewicht, das sich sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene zeigt. „Wenn die Wurzel gesund ist, blüht die Pflanze“, heißt es im Ayurveda. Und genauso verhält es sich mit uns Menschen.

➡️ Krankheit ist oft ein Zeichen dafür, dass unser inneres Gleichgewicht gestört ist.

Das größte Geschenk, das du dir selbst machen kannst, ist Zeit
— Patanjali

Was hilft wirklich, wenn die Energie fehlt?

  1. Ruhe gönnen: So einfach und doch so schwer. Unser westliches Mindset sagt uns oft: „Reiß dich zusammen!“, doch manchmal ist das Beste, was du tun kannst, einfach mal nichts zu tun. Es ist okay, Pausen zu machen und sich auszuruhen.

  2. Sanfte Bewegung: Wenn du dich bereit fühlst, kann sanftes Yoga dir helfen, wieder in den Fluss zu kommen. Besonders Restorative Yoga, Yin Yoga oder einfache Atemübungen (Pranayama) unterstützen den Heilungsprozess, ohne den Körper zu überfordern. Dabei gilt: Höre auf deinen Körper! Wenn du dich zu schwach fühlst, ist es vollkommen in Ordnung, nur in Savasana (der Schlussentspannung) zu verweilen.

  3. Achtsamkeit und Meditation: Manchmal sind es nicht die körperlichen Symptome, die uns am meisten belasten, sondern die inneren Dialoge. Achtsamkeitsübungen helfen dir, diese Gedanken zu beobachten, ohne dich in ihnen zu verlieren. „Nicht der Wind bestimmt die Richtung, sondern die Segel, die du setzt“, sagt ein altes Sprichwort.

  4. Ayurvedische Tipps: Laut Ayurveda ist es wichtig, den Körper warm zu halten. Heißes Wasser mit Ingwer, warme Suppen und leicht verdauliche Speisen unterstützen das Immunsystem. Verzichte auf kalte, rohe Lebensmittel, da sie das Verdauungsfeuer (Agni) schwächen können.

Bewegung und Essen ist die Medizin des Lebens
— Hippokrates

Wann ist Vorsicht geboten?

Es gibt Phasen, in denen Yoga nicht die richtige Wahl ist. Bei hohem Fieber, akuten Infekten oder wenn dein Körper klar signalisiert, dass er absolute Ruhe braucht, ist es ratsam, auf aktive Praxis zu verzichten. In solchen Momenten hilft es, die Yoga-Philosophie zu leben, anstatt sie körperlich auszuüben.

Ahimsa, die Gewaltlosigkeit, beginnt bei dir selbst – höre auf deinen Körper und respektiere seine Bedürfnisse.

Manchmal ist es mutiger, innezuhalten, als weiterzumachen
— Sprichwort

Was sagt die Yoga-Philosophie zu Krankheit?

Laut der Yoga-Philosophie ist Krankheit ein Klesha, ein Leidenszustand, der uns zeigt, wo wir aus dem Gleichgewicht geraten sind.

Patañjali beschreibt in den Yoga Sutras fünf solcher Kleshas:

  • Avidya (Unwissenheit): Das Nicht-Erkennen der Wirklichkeit, das uns oft in ungesunde Muster führt.

  • Asmita (Egoismus): Wenn das Ego zu stark wird und wir die Signale unseres Körpers ignorieren.

  • Raga (Verlangen): Das Festhalten an Dingen, die uns eigentlich nicht gut tun.

  • Dvesha (Abneigung): Die Ablehnung unangenehmer Erfahrungen, was oft dazu führt, dass wir Krankheit verdrängen statt sie anzunehmen.

  • Abhinivesha (Angst vor dem Tod): Die tief verwurzelte Angst, die uns unbewusst stresst und schwächt.

    Auch in der Hatha Yoga Pradipika wird Krankheit als Hindernis auf dem Yogaweg beschrieben. Besonders die Shatkarmas (Reinigungsübungen) spielen hier eine wichtige Rolle. „Ein gereinigter Körper ist der erste Schritt zur Selbstverwirklichung“, heißt es dort. Diese sechs Reinigungspraktiken umfassen:

    • Neti: Nasenspülung mit Salzwasser zur Reinigung der Atemwege.

    • Dhauti: Reinigung des Verdauungstrakts, z. B. durch das Trinken von Salzwasser und anschließendes Erbrechen.

    • Nauli: Bauchmuskelkontraktionen zur Massage der inneren Organe und Unterstützung der Verdauung.

    • Basti: Darmreinigung ähnlich einem Einlauf.

    • Kapalabhati: Atemtechnik, die den Körper energetisiert und die Lungen reinigt.

    • Trataka: Starren auf eine Kerzenflamme zur Reinigung der Augen und Beruhigung des Geistes.

  • Geeignete Asanas bei Krankheit können Balasana (die Kindhaltung)

  • Viparita Karani (die Beine an der Wand)

  • Supta Baddha Konasana (liegender gebundener Winkel) und

  • sanfte Twists sein.

Beim Pranayama sind besonders

  • Nadi Shodhana (Wechselatmung)

  • und Ujjayi (siegreicher Atem) hilfreich, um das Nervensystem zu beruhigen und die Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Sanftheit statt Selbstoptimierung

Gerade in Zeiten von Krankheit ist es wichtig, sanft mit sich selbst umzugehen. Anstatt dem Leistungsdruck zu folgen, dürfen wir uns erlauben, innezuhalten. Yoga kann ein wunderbarer Begleiter auf dem Weg der Heilung sein – vorausgesetzt, wir hören auf unseren Körper und geben ihm, was er wirklich braucht: Ruhe, Wärme und ein bisschen Geduld.

„Selbstfürsorge ist kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“, erinnert uns Brené Brown.

Wenn du dir nicht sicher bist, ob du am Yoga-Unterricht teilnehmen solltest oder welche Praxis gerade passt, sprich uns gerne an. Wir bei Urban Yoga Hamburg sind für dich da und begleiten dich achtsam durch jede Jahreszeit – auch durch die Erkältungszeit.

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Mein Weg zur Yogalehrerin