Mein Weg zur Yogalehrerin

Kathis 200h-Trainingstagebuch (Nov 2024 - Juni 2025)

Herzlich Willkommen in meinem Yoga-Teacher-Training Tagebuch! Ich bin Kathi und absolviere bei Marion, Nell und Andrea von Urban Yoga Hamburg mein Trainee Programm zur Yoga Lehrer*in.

Im Laufe der Ausbildung werde ich hier meine Gedanken und Erfahrungen während des Trainings schildern und ich freue mich, euch daran teilhaben zu lassen.

Aber ich wollte ja eine neue Herausforderung. Also: Let’s go!

16.11. + 17.11.2024 – Erstes Yoga-Ausbildungswochenende: NEU, NEU, NEU

Ich werde jetzt also den Yoga- Schein machen. Die Entscheidung fiel sehr spontan, um genauer zu sein nicht mal eine Woche vor Beginn der Ausbildung. Somit war der Start für mich sehr aufregend und „organisationsintensiv“: Termine, Bücher, Orga im Job und privat etc.

Ich habe mich aber auch riesig gefreut und war sehr gespannt. Ein neuer Step auf meiner Yoga-Reise, die vor 12 Jahren begonnen hat und während dieser ich in verschiedenen Yoga-Studios Praxiserfahrung sammeln durfte, u.a. auch im Satyaloka Yogastudio in Ahrensburg.

Das erste Yoga-Wochenende fand im Urban Yoga City statt und begann damit, dass ich Karma-Yogini war und alle zunächst das Morgen Mauna praktiziert haben.

Karma Yogi bedeutet, verschiedene Dienste im Studio zu übernehmen, damit an dem Tag einfach alles rund läuft. Gar nicht so einfach, wenn man das Studio nicht kennt, aber wir bekamen eine gute Einführung und Infos vorab.

Das morgendliche Schweigen brachte eine gute Dynamik in die Gruppe, ich konzentrierte mich auf die bevorstehende Yoga-Praxis mit Marion. Die war dann sehr dynamisch im Vinyasa-Yogastil mit einer kurzen Tanzeinheit, und dabei konnte man die vorherige Anspannung mal so richtig abschütteln.

Nach der Stunde besprachen wir dann den Ausbildungsablauf und den Rest des Tages verbrachten wir mit Kennenlernspielen und -runden, bei denen es nicht oberflächlich blieb. Die Gruppe wuchs schnell zusammen. Es gab viele neue Menschen, Eindrücke und Stimmungen zu verarbeiten, ich fühlte mich abends wie im 1. Semester im Studium :D

Bedenken kamen mir dann abends, ob ich das alles neben meinem Beruf und Privatleben schaffen werde, denn es wird schon ein hoher Workload verlangt.

Aber ich wollte ja eine neue Herausforderung. Also: Let’s go!

Zweiter Tag – Mittlere Krise :)

Der zweite Tag begann wieder mit einer Vinyasa-Stunde zum Thema „Rückbeugen“.

Marion gab uns danach einen ersten Einblick in die Geschichte des Yoga, die verschiedenen indischen Schriften, Yogameister und deren philosophische Ansätze. Einiges davon war mir bereits bekannt, trotzdem muss man sich mit seiner „westlichen Prägung“ auf ein ganz neues Werte- und Denksystem einlassen. Spannend, aufschlussreich und bereichernd.

Ich mag den ganzheitlichen Ansatz von Yoga und dass es etwas „verbindet, das getrennt zu sein scheint.“ Bei den verschiedenen Yoga-Wegen spürte ich eine klare Tendenz zum Hatha-Yoga und Jnana-Yoga, bei den Yoga-Stilen zum Vinyasa-Yoga. Mal schauen, ob das so bleibt.

Andrea verbrachte dann den Nachmittag mit uns und arbeitete mit uns am Alignment, der korrekten und gesunden Ausrichtung bei den Asanas.

Total wichtig und oft übersehen.

Ich hatte mich ganz ahnungslos in der ersten Reihe platziert, weil ich da besser hören kann. Da ich selbst beruflich unterrichte, fand ich die Rolle der Schülerin sehr interessant. Hier nahm ich mal ein Perspektivwechsel ein.

So, und dann ging es los :) Obwohl ich seit 12 Jahren in Studios Yoga praktiziere und auch schon viele Alignment-Kurse besucht habe, stellte sich heraus: Ich stehe total falsch im Tadasana!!!! Peng.

Andrea nahm mich als „Beispiel“ für die Gruppe; das war okay, aber ich kam auf den Kern nicht klar. Früher habe ich jahrelang Leistungsturnen gemacht, Körperspannung ist mir also nicht unbekannt, genauso wie der Aufbau der Asana von den Füßen nach oben aus den Yoga-Jahren zuvor. Trotzdem jahrelang falsch gemacht!

Ich habe dann aber natürlich die richtige Haltung gelernt und bin auch dankbar für Andreas Genauigkeit- deshalb war ich ja auch dort. Trotzdem musste mein Ego das 1,2 Tage erstmal verdauen. In mir kam dann auch die Frage auf, ob ich überhaupt Yoga-Lehrerin werden sollte, wenn ich die Grundhaltung nicht mal richtig praktiziere. Oh Mann. Aber fürs Hinwerfen bin ich zu ehrgeizig.

Ich übe also fleißig die neue Tadasana-Haltung und arbeite die Hausaufgaben durch. Die Rückmeldung in der Gruppe war übrigens ähnlich nach dem ersten Wochenende; viele mussten die neuen Eindrücke und Erfahrungen erst einmal verdauen und ihren Muskelkater auskurieren.

Alles menschlich, Leute 😉

Jeder Tag ist eine neue Gelegenheit, die Reise zu beginnen.

Intensivwoche 02. bis 07.12.2024

Zwischen dem ersten Yoga-Wochenende und der Intensivwoche lagen circa zwei Wochen, in denen ich die ersten Eindrücke verdaute, Yoga-Philosophien las und meine Yoga-Praxis übte.

In den normalen Studio-Kursen achtet man als Trainee witzigerweise nun vielmehr auf Methodik und Didaktik der Lehrer*innen und die vielen Puzzleteile setzen sich step-by-step zusammen.

Die Praxiswoche war gut organisiert:

Es gab täglich eine angenehme Yoga-Praxis/ Pranayama- Übung bei unterschiedlichen Yoga-Lehrer*innen, anschließend Yoga-Philosophie-Kurse bei Marion oder Yoga-Ausrichtungskurse bei Andrea, in denen uns die gesunden und korrekten Asanas sehr genau und geduldig beigebracht wurden.

Das war nicht ganz unanstrengend, aber total interessant. Dass man relativ viele Asanas nicht ganz korrekt ausführt, auch wenn man schon viele Jahre Yoga macht, wurde mir nun bewusst und ich bewertete es nicht mehr als mega Drama, sondern schlichtweg als unvermeidlich, wenn man Yoga als Teilnehmer_in im Studio übt.

Mein Gehirn und mein Körper sogen das Wissen wie ein Schwamm auf. Ich fühle mich momentan wie im Studium: Endlich wieder neuer, interessanter Input, eine neue Herausforderung, Wissenszuwachs, neue Perspektiven, philosophischer Austausch, Kraftaufbau- herrlich. Ich liebe das. Genau das hatte mir in den letzten Jahren irgendwie gefehlt.

Die Yogapraxis mit Kristina lief unter dem Thema „Dankbarkeit“ und war sehr fließend und entspannend, aber trotzdem anspruchsvoll. Jack gab seinen Kurs am Mittwoch auf Englisch. Das war aber für den Kurs kein Problem und machte richtig Spaß. Nach seiner Stunde waren wir alle ziemlich ausgepowert, aber glücklich. Andrea übte mit uns Asanas zum Thema Hüftöffner, Drehhaltungen und Rückbeugen in Zusammenarbeit mit Monika, die kürzlich erst das Trainee Programm durchlaufen hatte.

Die Yoga-Philosophie-Tage mit Marion fand ich besonders spannend, denn hier fiel mir schon beim Lesen der Hausaufgaben (Yoga-Sutras) der Zusammenhang zur westlichen Psychologie auf. Im Book-Report werde ich näher darauf eingehen.

Die Intensivwoche beinhaltete auch direkt schon das Anleiten von Sonnengrüßen vor einer Gruppe und das war für viele im Kurs glaube ich ein Sprung ins kalte Wasser. Ich habe wegen meines Berufes schon Erfahrungen mit dem Anleiten von Gruppen, finde es aber spannend, mal ganz ohne „Druck“ zu unterrichten und dem Flow/Spirit mal Raum geben zu dürfen, ohne ein behördliches System, das dahintersteht.

Bei Andrea durften wir uns dann auch schon gegenseitig in den Asanas korrigieren- eine tolle Erfahrung. Man muss sehr vorsichtig und mit Bedacht vorgehen, denn man hat später ja eine große Verantwortung seinen Schüler_innen gegenüber. Auch verschiedene Ängste sollten berücksichtigt werden.

Es ist ja eben KEIN Wettbewerb und das lebte die Gruppe, fand ich.

Der Name „Intensivwoche“ war also auf allen Ebenen Programm, sowohl körperlich als auch geistig. Ich hatte Mitte der Woche einen kleinen Energiehänger. Genügend Schlaf und gesunde Ernährung haben das dann aber schnell geregelt.

Die Atmosphäre in der Gruppe ist zudem sehr angenehm und lässt auch Platz für persönliche Befindlichkeiten. Auch das ist Yoga für mich. Die eigenen Grenzen wahrnehmen und achten. Manchmal aber auch ausdehnen 🙃

11.01. + 12.01.2025 – Zweites Yoga-Ausbildungswochenende:

Das erste Intensivwochenende im neuen Jahr!

Mut zum Anderssein, Mut aufzustehen und seine Meinung zu vertreten, alte Strukturen aufbrechen, Veränderung, Innovation, Gleichberechtigung, Vielfalt, ein friedvolles Miteinander, aber auch Grenzen setzen und Konfliktfähigkeit.

Es war schön, die Gruppe wiederzusehen. Der Samstag startete für mich online; einige Yogis waren aber auch im Studio vor Ort. Die digitale Übertragung lief sehr gut. Annamaria (Physiotherapeutin und Yogalehrerin) lehrte uns die menschliche Anatomie von den Füßen angefangen bis hin zum Schädel. Sie erklärte uns ausführlich wie Knochen, Sehnen, Bänder und Muskeln heißen und zusammenspielen und wie sie im Yoga genutzt und beansprucht werden.

Ich fand das total spannend und hätte gerne noch mehr darüber erfahren. Der Kurs ging den ganzen Tag und am Ende hatten wir einen guten Überblick über die „Basics“, wie Annamaria sagte.

Sonntag starteten wir dann zum ersten Mal mit einer zweistündigen (!) Praxis bei Nell, die herausfordernd war, aber sehr viel Spaß gemacht hat. Nach der Yoga-Praxis lernten wir Nell dann in der Gesprächsrunde erst einmal kennen und tauschten uns über die Erlebnisse und Eindrücke seit der Intensivwoche aus.

Ich war nach der Intensivwoche überrascht, wie ausgeglichen und energievoll ich war, im Gegensatz zu meinem Alltag, obwohl die Yoga-Tage sehr lang und anspruchsvoll waren. Ich traf verschiedene Entscheidungen, um meinen Alltag für mich selbst insgesamt entspannter zu gestalten.

Anschließend gingen wir mit Marion das Sequenzing einer Yoga-Stunde durch und schauten uns den Aufbau einer Vinyasa-Stunde genauer an. Vieles kam mir durch meinen Beruf im Lehramt bekannt vor, hier empfinde ich es aber irgendwie viel „druckloser und intuitiver.“

Die Gruppe schilderte ihre verschiedenen Erfahrungen aus unterschiedlichsten Yoga-Studios und -stunden. Ins Grübeln kam ich über Marions Frage: „Was ist dein Big Picture?“ Was steht hinter meinen Stunden als Gesamtkonstrukt, wie spiegelt sich meine Persönlichkeit wieder, was will ich in die Welt tragen?

Dazu kamen mir spontan die Stichpunkte: Mut zum Anderssein, Mut aufzustehen und seine Meinung zu vertreten, alte Strukturen aufbrechen, Veränderung, Innovation, Gleichberechtigung, Vielfalt, ein friedvolles Miteinander, aber auch Grenzen setzen und Konfliktfähigkeit.

Ich bin gespannt, inwiefern sich diese Punkte in meinen Stunden widerspiegeln werden und ob es für meine Kursteilnehmer*innen „fühlbar“ wird. Mich zieht auf jeden Fall das Vinyasa Yoga am meisten an und dort sehe ich mich als Lehrerin. Ich liebe einfach den Fluss und die Meditation in Bewegung.

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Yoga und Vertrauen